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Herzlich willkommen auf meiner Seite!!!

Hier erfahrt Ihr alles über mein FSJ in Bolivien, was ich erlebe, was ich gut, vielleicht auch nicht gut finde etc...

Also viel Spass beim Lesen...


Euer Mario




Sonntag, 16. Januar 2011

Halbzeit!!! -Oh Mann!!!

Hallo alle zusammen,
Bin wieder zurück vom Zwischenseminar in Santa Cruz.
Wie im letzten Blog schon angekündigt, möchte ich hier also mal ein wenig reflektieren, was ich in meiner ersten Hälfte hier in La Paz so alles erlebt habe. Zunächst einmal gab es einen super Empfang hier, auch wenn wir natürlich erst mal erschlagen waren von der langen Reise, dennoch vor allem im Projekt wurde ich sehr herzlich aufgenommen. Das Land hat mir von Anfang an imponiert, die tolle Landschaft und so, nur die etwas dünne Luft hat uns etwas zu schaffen gemacht. Daran habe ich mich aber relativ schnell gewöhnt, so dass dies kein großes Problem darstellte. Dann ging es Mitte August endlich los im Projekt, und ich war erst mal skeptisch, denn mein Projekt war ja eigentlich nur meine Drittwahl, weil wir ja hier noch unter allen Freiwilligen die Projekte mehr oder weniger ausgelost hatten. Also wie gesagt am Anfang war ich nicht davon überzeugt, ob es wirklich das ist was mir am meisten liegt, vor allem war mir klar, dass ich nur Apoyo machen würde, also ausschließlich Hausaufgabenhilfe und das kam mir ein wenig langweilig vor, so von weitem betrachtet. Es hatte sich dann auch etwas komisch angefühlt, so die ersten Tage, ich habe irgendwie nur rumgesessen und wusste nicht was zu tun war. Aber das lag sicher auch an meinem noch nicht so guten Spanisch und auch daran, dass man auf einmal mit rund 150 Kindern zu tun hatte, die man noch gar nicht kannte und die irgendwie alles von einem wissen wollten, also nicht so ganz einfach die erste Phase in meinem Projekt...!
Danach wurde es aber immer besser und immer besser! Ich habe langsam aber sicher die Namen gelernt und somit konnte ich mich auch immer besser unterhalten.
Es machte mir immer mehr Spass und von der Langeweile, vor der ich ursprünglich etwas Angst hatte war nichts zu spüren. Ich habe immer mehr Aufgaben für mich gefunden, zum Beispiel Englischkurse, die dann leider etwas gescheitert sind, oder auch so einfach da sein für die Kinder. So habe ich erkennen können, dass ich keine bessere Wahl hätte treffen können, denn es macht mir inzwischen so viel Spass, ich würde meinen Posten für nichts auf der Welt hergeben wollen!!! Es ist so spannend mit den Kindern gemeinsam die Aufgaben zu lösen und zu sehen wie sie schulisch weiter vorankommen, das ist schon toll. Dann die ganzen Aktivitäten, die wir gemeinsam im Projekt verwirklicht haben, Geburtstagsfeiern, Ausflüge in verschiedene Parks der Stadt, unser Marathon und so weiter und so weiter... All das hat so richtig Spass gemacht und die Kinder sind auch immer mit voller Begeisterung dabei, grad wenn es mal darum geht, dass sie mal keine Aufgaben machen müssen!!! Es ist eine unglaubliche Bereicherung für mich, diese ganzen Kinder fröhlich zu sehen, denn ich kann nur ungefähr ahnen, wie schlecht eigentlich deren Lebensbedingungen sind. Insofern macht es mir auch wahnsinnigen Spass jetzt in deren Ferien immer mal wieder was mit ihnen zu unternehmen, z.B. sind wir auf einen Felsen hier in der Nähe geklettert, wir waren im Kino, wir haben uns das Mondtal angeschaut, und gestern warn wir zusammen im Schwimmbad und haben ein bisschen schwimmen gelernt, denn kaum einer der Kinder kann schwimmen, woher denn auch...Diese Aktivitäten habe ich natürlich nicht mit allen machen können, immer so 2- 4 Kinder, aber alles andere ist auch utopisch, schließlich trage ich die gesamte Verantwortung und das ist bei diesen Kindern nicht immer leicht! Dennoch es macht super viel Spass und die Kinder freuen sich immer riesig und fragen schon immer, was wir als nächstes machen. Das ist ein ganz besonderes Gefühl, zu wissen, das man gebraucht wird, dass man akzeptiert wird, auch wenn man nicht Bolivianer ist. Auf dem Zwischenseminar habe ich einige Freiwillige erlebt, die noch immer auf der Suche danach sind, dass sie irgendwo gebraucht werden, dass sie überhaupt eine Beschäftigung haben, da habe ich also gesehen, wie gut es mir hier in La Paz eigentlich geht!
Nun, ich habs also genau ins schwarze getroffen mit meiner Wahl und glücklicher könnte ich hier eigentlich gar nicht sein!!! Ich freue mich nun auch schon wahnsinnig auf die zweite Hälfte, mit so vielen Ideen und Vorschlägen, die ich so mit der Zeit jetzt gesammelt habe und die ich auch allesamt nach Möglichkeit einbringen möchte in die planificacion(Jahres-Planung), das muss ja ein voller Erfolg werden!!!

Aber auch außerhalb des Projekts durfte ich einiges erfahren und erleben, zum Beispiel das einfache alltägliche Leben hier in La Paz, das Transportwesen(vor allem die Minibusse!!!), die Lebensfreude hier trotz der unübersehbaren Armut auf dem Altiplano, die atemberaubende Landschaft, natürlich auch ein mal ganz anderes Weihnachtsfest im Sommer, nicht zu vergessen mein 10-Tage-Tripp nach Santiago zum Internationalen Taizé-Treffen 2010 mit Badeabstecher im Pazifik in Iquique, welche ganz besondere Erfahrungen für mich waren!!! Nun auch noch das Zwischenseminar in Santa Cruz de la Sierra, mitten im Herzen von Bolivien. Auch dies war eine sehr interessante Erfahrung, sich mal mit anderen Freiwilligen aus ganz Südamerika auszutauschen, wie es denen so ergeht, deren Erlebnisse teilen zu können, gemeinsam über unsere Problemchen zu grübeln, versuchen gemeinsam im Gespräch Lösungen zu finden usw....
Das war schon sehr spannend und hat schon viel Spass gemacht auch, weil man da vor allem gesehen hat, dass die Probleme die man selbst hat, ganz häufig auch andere Freiwillige betreffen und allein dieser Zustand hilft schon sehr weiter.
Ich muss hier natürlich dazusagen, dass ich eigentlich gar keine Probleme in dem Sinne habe, sondern einfach mein Jahr hier so genießen kann, wie ich mir das vorgestellt habe, ganz ohne große Schwierigkeiten und Außergewöhnlichkeiten.

Ich bin also rund um glücklich hier, bei meiner Arbeit, wie in meinem privaten Leben, bin ebenfalls sehr glücklich mit unserer WG hier, das klappt wie am Schnürchen, auch wenn es hier und da mal ein wenig Stress gibt, weil mal wieder was nicht gespült oder abgetrocknet wurde, aber dies sind Kleinigkeiten, die es wahrscheinlich immer geben wird bei so vielen verschiedenen Charakteren, die auf engstem Raum zusammenleben.

Ich bin nun mal gespannt auf meinen neuen Chef, der "alte" wurde ja seines Amtes entledigt und es bleibt zu hoffen, dass wir gemeinsam das Projekt weiter voranbringen können und das wir weiterhin ein so tolles Team bleiben, so wie das bisher der Fall war, wenn auch manchmal mit diversen Makeln. Ich hoffe, dass mein equipo so bestehen bleibt wie es war, und dass ich mich nicht groß umgewöhnen muss, wenn irgendwelche unvorhergesehenen Änderungen vorgenommen werden sollten. Hier in Bolivien weiß man ja nie:)!
Man gewöhnt sich an Vieles, leider auch an die sogenannte "hora boliviana", also das Unpünktlichsein, aber auch viele positive Dinge konnten wir uns hier abschauen, zum Beispiel das herzliche Begrüßen, die Gastfreudschaft, und vieles mehr...

Zum Schluss möchte ich mal meiner Familie Danke sagen, die mich bis hierhin immer wieder unterstützt hat, die es mir überhaupt möglich gemacht hat, hierher zu kommen, um diese Dinge alle zu erleben und die eigentlich immer ein offenes Ohr hatte, wenn es mal unschönere Dinge zu erleben gab. Dies ist mir ganz wichtig, denn manche Dinge kann man einfach nur verarbeiten, wenn man jemanden vertrautes hat, der einem einfach nur mal zuhört...
Danke also!!! Natürlich auch an Euch alle, die ihr meinen Blog verfolgt und euch so auf dem Laufenden haltet, ich hoffe, es ist nicht zu langweilig das alles lesen zu müssen, und hoffe auch, dass ihr vielleicht das ein oder andere nachvollziehen könnt und mit mir gemeinsam teilen könnt!!!

Nun also auf ein neues, die zweite Hälfte steht an, mit Sicherheit habe ich vieles vergessen zu erzählen ,aber das sprengt nun wirklich den Rahmen. Ich freu mich auf die nächste Halbzeit, und wünsche Euch allen alles gute, viel Gesundheit und viel Kraft für das nun schon angebrochene neue Jahr!!!
Bis zum Sommer dann, oder vielmehr bis zum nächsten Blogeintrag,
ciao! Cuidense y que les vaya siempre bien, besitos,
Mario

Mittwoch, 5. Januar 2011

"Unser Hermano Evo" also...

Hallöchen,
wollt nur schnell noch mal was schreiben, bevor ich am Donnerstagmorgen wieder mal verreise...
Also hauptsächlich wollte ich euch von den letzten Ereignissen hier berichten:
Kurz nach Weihnachten wurden überraschend die Benzinpreise gedoppelt, angeblich, da der Weltölpreis auch gestiegen ist. Außerdem hat das auch irgendwie mit Staatssubventionen zu tun, wo aber irgendwie keiner so genau durchblickt... Jedenfalls gabs daraufhin erst mal überhaupt keine Movilidades, also öffentl. Verkehrsmittel, da vor allem die Minibusfahrer zu diesem Preis nicht tanken wollten. So kam also quasi am Montag keiner zur Arbeit, der nicht laufen konnte!
Danach wurden für Donnerstag große Marchas, also Demos angekündigt, endlich, haben wohl alle schon gedacht. So kams dann auch, Mittwochabend haben wir alle "Ausgangsverbot" von unserem coordinador erhalten, das heißt, die die ins Zentrum zur Arbeit sollten, durften nicht arbeiten gehen. Dies war auch eine gute Entscheidung, wie wir am Abend in den Nachrichten gesehen hatten. Es ging ungefähr so zu wie bei den Krawallnächten in Paris, nur noch ein bisschen größer und schlimmer, da einige 10000 Pacenos auf die Straße gegangen sind und so ziemlich alles kaputt gemacht haben, was ihnen in den Weg kam...
So haben wir auch mitbekommen, das am Tag vorher schon einer in El Alto gestorben ist, Grund unbekannt, es hat jedenfalls mit den Märschen zu tun!!!
Es ging also ziemlich rund bei uns in der letzten Woche, nun aber hat sich "unser Hermano Evo" freundlicherweise dazu entschieden, den Rückzieher zu machen, und hat die Preise samt und sonders wieder zurückgeschraubt.
Hierzu muss man wissen, dass vor 6 Jahren offenbar das gleiche passiert ist, und damals wurde die Regierung im Nachhinein gestürzt. "Unser Hermano Evo" hat es offenbar mit der Angst zu tun bekommen...jedenfalls war ihm sein Amt wohl wichtiger als die Preiserhöhung...
Naja, vorerst Glück gehabt, kann man wohl sagen!!!
So, das also dazu, jetzt bleibt mir nur noch schon mal einen guten Start ins neue Arbeitsjahr 2011 zu wünschen, einen guten Start in der Schule, und sonstwo auch, hiermit verabschiede ich mich erst mal wieder aus La Paz, bin demnächst 10 Tage in der Gluthitze Santa Cruz, kochen angesagt!!! Das Zwischenseminar steht an und das bedeutet, die Hälfte ist rum, unfassbar aber leider wahr!!!
Mein nächster Bericht, so habe ich mir vorgenommen, soll dann mal eine Zwischenzensur werden, was ich schon so alles erlebt hab und so...
Also: cuidense, que les vaya bien!!!
chauchau y hasta pronto!
Marito